4 Mythen zum Thema Handy Aufladen – aufgeklärt
Ist der Akku des Smartphones leer, ist man heutzutage ganz schön aufgeschmissen. Doch liegt ein zunehmend schwacher Akku daran, dass man falsch auflädt? Jeder kennt die Behauptungen, aber stimmt es wirklich, dass man das Handy während des Ladens nicht benutzen und den Akku erst komplett leer werden lassen sollte, bevor man das Handy wieder ansteckt? Wir klären Sie auf.
Schutz durch die Ladeelektronik
Um eines vorab schon einmal klar zu stellen: Der Mythos um das falsche Aufladen kommt nicht von ungefähr, falsch machen kann man wirklich etwas. Und das obwohl alle modernen Geräte mittlerweile mit einer Art „Überwachungselektronik“ (BMS=Batteriemanagementsystem) ausgestattet sind, die den Akku entlastet und vor dem größten Übel wie Überladung, Kurzschlüssen und Überhitzung bewahren soll. Zu den Funktionen und Anwendungen unserer Akkus finden Sie hier weitere Informationen.
Legende um Akkuladung
Akkus werden oft aus Unkenntnis heraus schon nach wenigen Ladezyklen unbrauchbar, das heißt ihre Kapazitäten gehen drastisch zurück. Doch es scheint keine stichhaltigen Aussagen dazu zu geben, was genau beachtet werden sollte. Denn bei der heutigen Anzahl und Varianz an Akkus ist es gar nicht so einfach, anschauliche und überzeugende Tipps zu liefern. Dem ist wohl auch die Legendenbildung um Akkus und deren optimale Aufladung geschuldet. Weil heute die meisten Handys mit Lithium-Ionen-Akkus ausgestattet sind, klären wir euch über die richtige Handhabung mit diesen auf.
Ladezyklus
Durch das Aufladen nutzen sich Lithium-Ionen-Akkus ab. Moderne Versionen sollten aber 700 bis 1000 Ladezyklen verkraften, bevor die maximale Kapazität auf unter 90% fällt. Ein Zyklus beschreibt das komplette Auf- und Entladen des Akkus von 0% auf 100%. Uneinigkeit besteht jedoch darüber, wie unfertige Ladevorgänge zu bewerten sind (Quelle).
Mythos 1: Akku beim ersten Gebrauch vollständig laden
Fakt: Memory-Effekte, das Erinnern an den letzten Ladestand des Akkus, gibt es in der Regel nicht mehr. Dieses Phänomen galt für Nickel-Cadmium-Akkus.
Nickel-Cadmium wurde, mit Ausnahme von Werkzeugakkus, mittlerweile durch die EU verboten, da es ein giftiges Schwermetall ist (Quelle). Heute sind die meisten Akkus für mobile Endgeräte aus dem umweltfreundlicheren Lithium, die sich den letzten Ladestand nicht „merken“.
Lithium-Ionen-Akkus halten in den meisten Bereichen des Alltags vermehrt Einzug, egal ob in Smartphones, Notebooks oder in herkömmlichen Akkus für Werkzeuge. Sie besitzen bei gleichem Volumen eine wesentlich höhere Kapazität und sind deutlich leichter als beispielsweise Nickel-Cadmium-Akkus (Quelle). Doch was genau ist Lithium? Lithium ist ein chemisches Element, das unter die Leichtmetalle fällt. Lithium-Batterien oder Akkumulatoren sind chemische Energiespeicher, die die gespeicherte Ladung als elektrische Energie durch elektrochemische Reaktionen abgeben.
Vorteile von Lithium sind:
- Erhöhte Speicherkapazität und sehr geringe Selbstentladung
- Thermische Stabilität
- Sehr geringer Memory Effekt
- Ein fester Ladezyklus muss nicht eingehalten werden
Also ganz im Gegenteil: Warten bis der Akku leer ist, ist völliger Quatsch und eher schädlich als unterstützend. Das nennt man dann Tiefentladen und ist belastend für den Akku.
Dieser Stress ist jedoch nicht unbedingt immer schlecht: Wir empfehlen in unseren Akku-FAQs für Akkus aller Systeme ein sogenanntes „Zykeln“, mit dem die Leistungsfähigkeit des Akkus wieder kuriert werden kann. „Zykeln“ meint 2-3-maliges Entladen und Aufladen des Akkus ohne Unterbrechung, um durch Kalibrierung die ursprüngliche Leistung wieder zurück zu gewinnen.
Mythos 2: Zu langes Laden zerstört den Akku
Fakt: Bei neueren Modellen wird der Lagevorgang automatisch unterbrochen und erst dann automatisch wieder aufgenommen, wenn die Kapazität unter 95% fällt (Quelle).
Bei älteren Akkus ist es aber auf jeden Fall förderlich, den Lagevorgang dann zu beenden, wenn vollständig aufgeladen wurde. Das verhindert eine vorzeitige Alterung. Normalerweise sind dazu aber auch in der Bedienungsanleitung des Handys unter Ladung Informationen zu finden.
Richtig ist aber, dass eine zu hohe Belastung der Elektroden auch neuere Akkus auf Dauer altern lässt und man sich während des Entladevorgangs am besten in einem Mittelfeld von 30-80% Akkuladung bewegt. Deshalb ist es auch nicht ratsam, das Handy präventiv anzustecken, wenn die Ladung noch relativ hoch, also bei 50-70% Ladung ist. Für Lithium-Ionen-Akkus gilt daher, ein häufiges vollständiges Entladen, aber auch wiederholtes Überladen zu vermeiden, um auf Nummer sicher zu gehen und den Akkus zu schonen.
Mythos 3: Je kühler die Umgebung, desto besser für den Akku
Fakt: Entscheidend für die Leistung des Akkus ist eine moderate Umgebungstemperatur; das bedeutet Hitze, aber auch Kälte ist nicht förderlich für die Lebensdauer!
Bei Kälte verlangsamen sich die chemischen Prozesse und die Viskosität der in Lithium-Zellen verwendeten Elektrolyte nimmt stark zu. Aufgrund des dadurch erhöhten Innenwiderstands sinkt die abgebbare Leistung des Akkus. Aber auch bei zu hohen Betriebstemperaturen ist die Leistung des Akkus eingeschränkt und dessen Belastung enorm. Denn bei Hitze bildet sich eine Schicht auf der Anode und der Zellinnenwiderstand erhöht sich. Damit dies nicht passiert, limitieren viele Hersteller die Temperatur während des Entladevorgangs auf 60°C – dann funktioniert der Akku nicht mehr. Unserer Empfehlung nach ist für die meisten Zellen eine Umgebungstemperatur von 15-30°C optimal. Mehr dazu erfahren Sie in unseren Akku.net FAQs.
Problematisch für Akkus ist vor allem auch Hitze bei gleichzeitiger Aufladung und zusätzlicher Anwendung, wie beispielsweise Navigieren. Also: Auf Ladevorgänge bei Hitze verzichten, bei Kälte sollte das Handy möglichst nicht verwendet werden (Quelle).
Mythos 4: Das Smartphone muss nie heruntergefahren werden
Fakt: Die Handys heutzutage sind wie kleine Computer – und die brauchen immer mal wieder einen Break, um sich zu erholen und zu regenerieren.
Um die Akku-Leistung zu maximieren, sollten Sie ab und zu Ihr Smartphone ausschalten, am besten einmal die Woche über Nacht. Außerdem ist das Ausschalten eine gute Möglichkeit, um eventuelle Störungen und fehlerhafte Prozesse abzustellen.
Faustregeln für eine lange Akku-Lebensdauer
Um einen Akku und seine Leistung lange zu erhalten, ist einiges zu beachten. Manches davon klingt zwar kompliziert und schwer anzuwenden, aber es ist auf jeden Fall wert, darüber Bescheid zu wissen. Hier noch einmal die wichtigsten Punkte für die Akkupflege als Faustregeln:
- Akku-Ladestand zwischen 30% und 80% (für einen Lithium-Akku)
- Kein regelmäßiges vollständiges Entladen oder „Überladen“
Früheres Anstecken verlängert tatsächlich die Lebensdauer. Auch wenn die Ladeelektronik im Handy den Akku vor Tiefentladung schützt, zu niedrige Spannungszustände sind auf Dauer nicht förderlich für den Akku, mit Ausnahme des Zykeln. Das Smartphone sollte zudem nicht ständig am Ladekabel hängen, denn ein dauerhaft hohes Spannungslevel ist ebenso schädlich.
- Bei über 70% Akkustand nicht präventiv nachladen
- Kein Laden mit gleichzeitiger Hitze und Anwendung (über 40 Grad Celsius)
- Akkus nicht dauerhaft bei sehr niedrigen Temperaturen betreiben oder laden (unter 10 Grad Celsius)